Überrascht es noch jemanden, dass Griechenland spätestens 2014 weitere Milliarden seiner Kreditgeber braucht? Wahrscheinlich nicht. Überraschend ist höchstens die Tatsache, dass Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mitten im Wahlkampf die Katze aus dem Sack lässt und nicht länger verheimlicht, dass erneut große Summen nach Athen fließen werden.
Vielleicht, das ist eine mögliche Erklärung, fühlt sich die Union in Sachen Bundestagswahl schon so sicher, dass sie vor der Wahrheit keine Angst mehr hat – Wahlkampf hin oder her. Bisher haben politische Beobachter noch keine Anzeichen dafür ausgemacht, dass Schäuble nach der Wahl seinen Job an den Nagel hängen will. Obwohl er inzwischen über 70 ist, fühlt er sich anscheinend fit genug für eine weitere Amtszeit. Dass Angela Merkel den Finanzminister wieder in ihr Kabinett holt, wenn die CDU die Wahl gewinnt, darf als sicher gelten.
Vermutlich hat Schäuble also schlicht keine Lust, sich wenige Monate nach der Wahl den Vorwurf der „Wahlkampflüge“ gefallen zu lassen. Wenn schon kurz nach dem Urnengang wieder Milliarden an Griechenland gezahlt werden, dann wird die Opposition das nicht unkommentiert lassen. Nach seinen jüngsten Äußerungen zu neuen Krediten für die Griechen befindet sich Schäuble nach der potenziell gewonnen Wahl in einer komfortablen Position. Er kann kritische Stimmen der politischen Gegner mit dem Hinweis kontern, dass die Wähler der Griechenland-Politik der Regierung mit ihrem Kreuzchen ihren Segen gegeben haben.